Vorbildliche Verbund-Kontrolle gegen Menschenhandel
Seit einigen Jahren führt die AMKBE interdisziplinäre Verbundkontrollen mit der Fremdenpolizei, Kantonspolizei, Gewerkschaften und dem Bundesamt für Zoll- und Grenzsicherheit durch. Der Bund bewertet das einzigartige Modell als vorbildlich für andere Kantone.
Alexander Ott, Leiter der Stadtberner Fremdenpolizei, beschäftigt sich seit über 30 Jahren mit Menschenhandel. Nicht nur in der Stadt, sondern inzwischen auch im Kanton Bern, als Co-Leiter des Runden Tischs (KOGE) zum Thema. Darüber hinaus ist er auf nationaler Ebene engagiert, als Mitglied der Expertengruppe für Menschenhandel (NEGEM) beim Fedpol. Er sagt: «In meinen Anfängen galt Menschenhandel praktisch nur als Tatbestand im Sexmilieu. Die Opfer des Menschenhandels wurden früher oftmals lediglich als irregulär anwesende Personen behandelt und ausgeschafft, weil sie keine Aufenthaltsbewilligung hatten. Seither hat sich vieles getan. Mutmassliche Opfer erhalten in einer ersten Phase eine Erholungs- und Bedenkzeit gemäss Ausländerrecht und in der Folge eine Aufenthaltsbewilligung, wenn sie mit den Strafverfolgungsbehörden zusammenarbeiten. Gleichzeitig werden Verfahren gegen die Täterschaft in die Wege geleitet.»
Immer neue Risikobranchen
Menschenhandel ist in der Baubranche, im Baunebengewerbe und im Gastgewerbe immer häufiger anzutreffen. Und immer neue Risikobranchen kommen hinzu. Zuletzt sogenannte Barbershops, Nagelstudios, Privathaushalte, welche Care-Migrantinnen beschäftigen.
Seit etwa acht Jahren beteiligt sich die AMKBE an den interdisziplinären Verbundkontrollen. Ott sieht grosse Vorteile in der Zusammenarbeit. «Die AMKBE bringt bei Verbundkontrollen ihr wertvolles Wissen zu den Arbeitsbedingungen ein. Stossen ihre Inspektorinnen und Inspektoren bei einer Kontrolle auf Ungereimtheiten, kann dies ein wertvoller Anfangsverdacht sein, der zu weiteren Ermittlungsresultaten führt bis hin zum ausbeuterischen Tatbestand.»
Immer drastischere Fälle
Die Ausbeutung der Arbeitskraft kommt immer häufiger und drastischer vor, seit Rumänien und Bulgarien Teil der Bilateralen Verträge mit der Schweiz geworden sind. Es sind dies Länder, in denen die Armut für europäische Verhältnisse besonders gravierend ist und kaum soziale Sicherheitsnetze bestehen.
Arbeitskräfte aus Südosteuropa arbeiten im Kanton Bern manchmal zu weniger als 10 Franken in der Stunde und sind sogar zufrieden damit, weil das mehr ist als nichts und sie auch etwas zu essen erhalten und ein Dach über den Kopf. Entsprechend schwierig ist es, sie zu einer Aussage über ihre Ausbeuter zu bringen, welche oft ihre Pässe beschlagnahmen und mit einer Verzeigung wegen fehlender Bewilligungen drohen.
Für die AMKBE und ihre Verbundpartner wie die Fremdenpolizei ist klar, dass Menschenhandel mit allen Mitteln bekämpft werden muss. Nicht nur aus moralischer Pflicht, sondern auch zum Schutz des Arbeitsmarkts und des fairen Wettbewerbs im Kanton Bern.
2019 hat die AMKBE eine Studie zum Thema Menschenhandel erarbeiten lassen.
Die Studie ist frei verfügbar.
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